Gegessen und getrunken wird immer! Immer? Wie sich Corona auf die Gastronomiebranche auswirkt

Straßencafe

Foto von Aleksandra Svyripa auf Unsplash 

„Gegessen und getrunken wird immer!“ Das war der immer stets selbstbewusste Schlachtruf der Gastronomiebranche, wenn es um Wirtschaftskrisen oder disruptive Technologien ging. Ich war mir nie sicher, was ich davon halten sollte. Einerseits habe ich innerlich genickt und mir selbst bestätigt, dass selbst in einer Krise gegessen wird, wenn auch vielleicht weniger, und dass man trotz Technologien nie auf die Faktoren Mensch und Erlebnis verzichten wollen wird. Andererseits habe ich diese Einstellung auch immer für sehr ignorant und behäbig gehalten. Alle kann es doch treffen, dachte ich mir. Womit, das war mir natürlich auch nicht klar.

Ich glaube eine Krise wie diese konnte man sich vor Corona noch gar nicht vorstellen. Zumindest konnte ich das nicht. Einmal mehr merke ich, wie sehr ich Krisen doch eher von der Ferne betrachtet habe. Als etwas, was mich hier in Deutschland eher nicht betrifft. Ebola ist noch nicht lange her, aber eine Krise in West-Afrika, durch ein Virus? Das betrifft uns doch nicht! Das kommt doch nicht hier her! Und wenn schon, bei uns hätte man doch Medikamente. Wir haben doch gute Krankenhäuser. Ich muss sogar gestehen, dass ich auch bei Corona zu denjenigen gehört habe, die erst spät begriffen haben, was da auf uns zurollt. Ein Virus in Wuhan? Ja ok, aber genau wie all die anderen Viren, die durch die Presse hoch und runter gejagt wurden und mit denen uns Angst eingejagt wurde, wird doch auch sicherlich Corona nicht wirklich nach Deutschland kommen.

Und nun ist sie also da. Die Krise, die als erste mit voller Wucht und vielleicht auch mehr als alle anderen, die Gastronomiebranche trifft. Normale Wirtschaftskrisen kommen mit Umsatzeinbußen von 10%-30% um die Ecke. Das hat heute Morgen ein Wissenschaftler in Gabor Steingarts Morning Briefing gesagt. Aber Corona trifft die Gastronomie, darunter auch Event Caterer und Contract Caterer, teilweise mit einem Umsatzrückgang von bis zu 100%. Das gab es so noch nicht. Eine Branche die sowohl personalintensiv als auch gerade in den Innenstädten mit hohen Fixkosten durch Mieten belegt ist. Einige haben bereits geschlossen. Mittlerweile müssen alle Gastronomen geschlossen haben. Nahezu alle haben Kurzarbeit angemeldet. Viele versuchen mit Lieferdiensten über die Zeit zu kommen. Die Zeit, die wie lang nochmal ist? Auch die undefinierte Zeitspanne macht diese Krise für Unternehmer so schwierig.

Zinslose Kredite klingen nett, sind für Gastronomen aber meistens keine Lösung. Eine Gastronomie kann nach einer Krise nicht plötzlich mehr arbeiten und den bestenfalls eintretenden Ansturm nach Corona in doppeltem Maße abarbeiten. Ein Tisch ist ein Tisch. Und der kann zu den Mahlzeiten eben nur jeweils 1-2 Mal belegt werden. Und die Menschen werden auch nach Corona nicht auf die Idee kommen, das Abendessen um 10:00 Uhr morgens einzunehmen, weil sie für den Abend keinen Tisch mehr bekommen haben. So ein Kredit wird also wie eine Bugwelle vor dem Unternehmen hergeschoben.

Ich liebe diese Branche und kann an dieser Stelle gar nichts anderes machen, als an alle zu appellieren aufzupassen und gemeinschaftlich dazu beizutragen, dass diese Krise bald ein Ende hat. Und hoffentlich kommen viele von uns aus der Branche da durch. Und wenn alle sich erholt haben und wirklich wieder, „wie immer“, gegessen und getrunken wird, freue auch ich mich auf neue Projekte und Kunden. Gemeinsam können wir dann hoffentlich positiv in die Zukunft schauen und wieder Großes zusammen bewegen!